(Christine Jann) Ein ungewöhnliches Bild entstand nach Ende des Sonntagsgottesdienstes in Hl. Geist: Die Neuburger Burgfunken inkl. Bannerträger versammelten sich vor dem Altar zum Gruppenfoto – mittendrin Stadtpfarrer Herbert Kohler. Nachdem endlich wieder ein weitgehend normaler Fasching gefeiert werden konnte, nahm der Verein den Familiengottesdienst, der von der Musikgruppe Hl. Geist musikalisch gestaltet wurde, zum Anlass, dafür auch Gott gemeinsam Danke zu sagen.
Aber im Mittelpunkt des 1. Fastensonntags stand ein großer Holzbaum, der links vor dem Altarraum aufgebaut war. Pfarrer Kohler kündigte schon an, dass dieser Baum die ganze Fastenzeit begleiten werden.
Mit der Lesung wurde auch der Zusammenhang klar: es ging um die Passage aus der Schöpfungsgeschichte, in der die Schlange Eva verführt, vom Baum der Erkenntnis zu essen.
„Warum stellt Gott denn überhaupt so einen Baum ins Paradies?“ fragte dann Pfarrer Kohler im Predigtgespräch mit Anne Strahl und Michaela Degmayr, das ganze Drama wäre doch gar nicht passiert, wenn es den Baum überhaupt nicht gäbe.
Aber wir machten doch alle die Erfahrung, dass menschliches Leben ohne Regeln nicht funktioniere, ob im Sport, in der Familie, überall brauche es Regeln und damit Grenzen für unser Tun. Der Baum stehe genau für diese Erfahrung, dass es Grenzen gibt, die wir beachten müssen, entgegnete die Gemeindereferentin.
„Aber dann hätte doch Gott wenigstens auf die Schlange verzichten können“, bohrte der Geistliche weiter.
Auch hier verwiesen die beiden Damen auf etwas, was alle kennen: die innere Stimme, die uns zu etwas verlockt, von dem wir wissen, dass es nicht das Richtige ist, z.B. doch lieber im Bett zu bleiben, statt in den Gottesdienst zu gehen, die Verführung mit Freunden rumzuhängen statt im Training zu schwitzen usw. Die Schlange stehe sinnbildlich für diese innere Stimme der Versuchung, erläuterte Anne Strahl.
Als Drittes wunderte sich Kohler über die mangelnde Widerstandsfähigkeit der ersten Menschen, Eva sei der Verlockung der Schlange schon sehr schnell erlegen.
Eigentlich hätte Eva die Chance gehabt, sich mit Adam zu beraten. Wenn sie zusammengehalten hätten, wäre es leichter gewesen, der Versuchung zu widerstehen. In der Gemeinschaft seien wir stärker, sie mache es leichter, das Gute zu wählen, entgegnete Anne Strahl. So helfe die Gemeinschaft im Verein z.B. sich aufzuraffen.
Wie stark und entschieden Jesus die Versuchungen des Teufels abwehrte, erzählte das Tagesevangelium. Pfarrer Kohler wollte dazu auch gar keine Worte mehr machen, sondern lud die Kirchenbesucher ein, dieses Beispiel ein paar Minuten in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Am Schluss verabschiedete Pfarrer Kohler die Gemeinde mit einem Segen, der das Anliegen der Fastenzeit zusammenfasste: „Der Herr sei vor Dir und hinter Dir, an Deiner rechten Seite und linken. Er helfe Dir, Deine innere Stimme zu hören, die Dich auf dem rechten Weg leitet.“
(Bilder: Christine Jann)