(Herbert Kohler, Christine Jann) Zum ersten Mal seit 2019 konnte das österliche „Triduum“ – Gründonnerstag, Karfreitag und Osternacht – wieder ohne irgendwelche Beschränkungen gefeiert werden.
Gründonnerstag – zum Dienen ermutigt
Am Gründonnerstag lud Pfarrer Herbert Kohler die fünf Neuburger Pfarreien in die Hofkirche, während Pfarrer Dominic Leutgäb mit den Gemeinden Rohrenfels und Wagenhofen zusammen feierte. In der gut besuchten Hofkirche wies der Stadtpfarrer auf den Mangel an sozialen Berufen hin. Anstatt diesen aber nur zu beklagen, sollte man lieber dem Beispiel Jesu folgen: In der Fußwaschung macht der sich selbst zum Diener, stärkt die Jünger im gemeinsamen Abendmahl und verspricht ihnen seine Nähe - gerade auch in der Wiederholung dieser Feier. Wer sich hingibt, der gewinnt sein Leben – diese Grundbotschaft Jesu könne jeder erfahren, der zum „Diener“ anderer wird.
Pfarrer Kohler bedankte sich bei den vielen Ehrenamtlichen, die in seiner Pfarreiengemeinschaft nach wie vor die verschiedensten Aufgaben und Dienste übernehmen. Stellvertretend für alle wusch er 12 von ihnen zusammen mit Kaplan Nhat die Füße.
Karfreitag – Wunden können heilen
An Karfreitag gedachten alle sieben Gemeinden am Nachmittag der Sterbestunde Jesu.
„Wenn sein Leiden uns nicht kalt lässt, sondern unser Mitgefühl weckt, uns Schmerz und Leid anderer sehen lässt, dann sind Jesu Wunden nicht umsonst“, so Pfarrer Kohler in seiner kurzen Ansprache: „Dann werden wir durch seine Wunden geheilt – das Kreuz wird zum Heil.“ Alle Gottesdienstbesucher wurden eingeladen, sich in der Kreuzverehrung ganz persönlich von Jesus berühren zu lassen.
In der Pfarrkirche Hl. Geist umrahmte der Kirchenchor mit einfühlsamen Chorsätzen die Liturgie, in St. Peter übernahm dies eine kleine Schola unter Leitung von Andreas Strahl.
Karsamstag – der Tag dazwischen
Der Karsamstag war wie immer geprägt von den vielen Vorbereitungen für die Osternacht. Zu einer Unterbrechung und Pause lud die sogenannte Trauermette ein, die im Chorraum der Hofkirche gebetet wurde. Der Karsamstag sei der „Tag dazwischen“, der unserer Seele helfen soll „mitzukommen“.
Ostern – das Beste kommt zum Schluss
Schon um 19:00 Uhr feierte Pfr. i.R. Vitus Wengert mit der Gemeinde Sehensand die Osternacht, um 20:30 Uhr folgten St. Peter, Bittenbrunn und Wagenhofen. Alle Gottesdienste waren bestens besucht, mehr wie vor der Corona-Unterbrechung.
Die Osterfeuer brannten vor den Kirchen, das Licht der Osterkerze verteilte sich in den dunklen Räumen und die Kantoren stimmten das „Exsultet“ – das Loblied auf die Osterkerze – an. Wenige Stunden später begingen die Pfarreien Hl. Geist, Ried und Rohrenfels jeweils um 05:30 Uhr ihre Osterfeste.
Pfarrer Herbert Kohler erzählte in seiner Ansprache von einer Ordensfrau, die sich wegen ihrer Liebe zu den Nachspeisen mit einem Dessertlöffel in der Hand bestatten ließ. Wie im Leben bei Tisch, so käme auch nach dem Leben im Tod „das Beste zum Schluss“. Pfarrer Kohler wollte diese Überzeugung nicht als Entwertung des Lebens sehen: Gerade weil es eine Perspektive über den Horizont hinaus gibt, könne man das Leben hier und jetzt gelassener, freier und erlöster angehen. Man brauche keine Angst zu haben, etwas zu verpassen, man könne gelassen sein, denn das Beste kommt zum Schluss.
In der Hofkirche waren Kinder und Familien um 10:30 Uhr zur Auferstehungsfeier eingeladen. Im Rahmen des Gottesdienstes wurde die 8-jährige Hannah Märtl getauft – ein eindrückliches und österliches Erlebnis nicht nur für sie. Zusammen mit allen Kindern zog Hannah, ihre brennende Taufkerze in der Hand, durch die Kirche.
In Hl. Geist unterstützte zur gleichen Zeit Gemeindereferentin Anne Strahl Kaplan Nhat, indem sie dem jungen Vietnamesen die Osteransprache abnahm. Er war darüber nach zwei Osternächten sehr dankbar. Anne Strahl verkündete die Osterbotschaft, die alle Beteiligten in Bewegung gebracht hätte, mit einfühlsamen und humorvollen Worten.
Ostermontag – auf dem Weg
Der Morgen war zwar frisch, aber strahlend schön. Familie Weingärtner hatte wieder zum Emmaus-Gang eingeladen. Gut 30 Gläubige trafen sich um 07:00 Uhr an der Studienkirche und zogen von dort zu einer kleinen Kapelle im Garten des Studienseminars. Unterwegs wurde das Emmaus-Evangelium gelesen. Pfarrer Kohler feierte vor der Kapelle das „Brot-Brechen“ im Blick auf die Emmaus-Jünger, die in dieser Geste ihren Herrn wiedererkannten. Zum Abschluss gab es eine Agape bei Kaffee und Hefezopf.
In Hl. Geist fand um 10:30 Uhr ein Familiengottesdienst statt. Ein Kind suchte in der Kirche nach Ostereiern und Schokoladenhasen. „Wonach suchen wir eigentlich an Ostern?“ wurde dann zur Leitfrage des Gottesdienstes. Am Vorbild von Maria Magdalena entdeckten die Kinder, um wen es eigentlich geht. Die Musikgruppe Hl. Geist begleitete die Messe zum ersten Mal wieder vom rechten Seitenaltar.
(Bilder von Claudia Spieß, Christine Jann, Isabell Humbold, Emilie Vollnhals)