(Christine Jann) Zur letzten Fastenpredigt 2023 stellte Pfarrer Kohler seinen Allgäuer Kollegen Reinfried Rimmel vor. Offensichtlich hatten ihn viele aufgrund seiner Primizpredigt noch in sehr guter Erinnerung, denn die Hofkirche war voll besetzt.
Als Mitarbeiter in der Abteilung „Evangelisierung“ im Bistum Augsburg kam hier auch ausgewiesener Fachmann für den Titel der Fastenpredigt: „Was ist Evangelisierung?“
Auf unserer Homepage hatte Pfarrer Kohler eine „erfrischende, lebendige und humorvolle Ansprache“ angekündigt – und genauso gewann Rimmel - noch dazu mit tiefsten Allgäuer Dialekt - die Herzen der Zuhörer.
Bezugnehmend auf die bayerische Schafkopfseele ließ er erstmal die Spielkarten verteilen, um dann festzustellen: Wie es beim Schafkopfen gute und schlechte Karten gebe, verteile auch das Leben ganz unterschiedliche Karten. Ungefragt würden wir in die Welt gestellt und bekämen ganz Unterschiedliches an die Hand.
Während viele sich Gott dabei als fernen Beobachter vorstellten oder als König, der von oben herab regiere, habe der christliche Glaube eine eigentlich unglaubliche Botschaft: wir dürfen zu Gott „Du“ sagen. In Jesus Christus wird dieser Gott greifbar und er lehre uns, Gott „Vater“ zu nennen – was wir viel zu oft einfach gedankenlos dahin beteten.
Aber das sei die Bewegung, die das ganze Evangelium präge: die Bewegung Gottes zu den Menschen. Am schönsten beschrieben im Gleichnis vom verlorenen Sohn - der Vater verlässt sein Haus und läuft seinem Sohn entgegen.
Als Reaktion darauf, dass Gott den Menschen immer entgegengeht, wünsche sich auch Papst Franziskus eine „Kirche im Aufbruch“. Nur müsse man schon ehrlich sehen, bekennt die Frohnatur Rimmel: „der Laden steckt fest, erreicht die Menschen nicht mehr.“
Hier kommt der Begriff der „Evangelisierung“ ins Spiel. Dabei gehe es darum, die Schönheit des Glaubens neu zu entdecken und damit nicht abzuwerben, sondern anziehend zu sein. Nach dem Pfingstereignis sei Evangelisierung die Identität der Kirche, Kirche sei Bewegung zu den Menschen, die erlösende, frohe Botschaft müsse raus in die Welt.
Auch in der Botschaft von Papst Franziskus spielt „Evangelisierung“ eine große Rolle und Rimmel formuliert drei Elemente, die für den Erfolg wichtig seien:
1. im Evangelium zuhause zu sein und es immer wieder neu zu entdecken.
2. müsse spürbar werden, dass es eine „Frohbotschaft“ ist, nur wenn sie auch mit Freude vorgetragen und gelebt wird, sei sie anziehend.
3. brauche es auch die Gelassenheit, die aus der Gewissheit, dass Gott uns entgegenkommt, entsteht. Wir können und müssen viel machen, aber das Entscheidende liege in Gottes Hand.
Damit müsse Kirche aktiv werden und zu den Menschen gehen. Und sich dabei immer auch fragen: Wo würde Jesus heute hingehen?
Dabei sei Evangelisierung an jedem Platz eines Christen möglich. Dazu sollten ein paar wertvolle Haltungen verinnerlicht werden: Dankbarkeit und Gelassenheit, im Bewusstsein, dass das wesentliche geschenkt wird. Und ein österlicher Mensch zu sein, der von der Hoffnung getragen ist, dass Jesus an ihn denkt und ihn die Teilhabe am Hochzeitsmahl des ewigen Lebens erwartet.
Bei aller Tiefe und Ernsthaftigkeit der Botschaft begeisterte Rimmel mit ganz viel Witz, Humor und einem immer wieder herzhaften, ansteckenden Lachen. Damit war er selbst das beste Beispiel, wie Evangelisierung gelingen kann.
(Bilder: Wolfgang Böhm)