(Christine Jann) „Eine Kirche, die nicht nah am Menschen ist, dreht sich nur um sich selbst und verliert sich.“ Mit dieser Überzeugung leitete Pfarrer Kohler die zweite Fastenpredigt mit dem Titel „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“ ein.
Als Prediger begrüßte er den in Neuburg gut bekannten Hans Schöffer. Zunächst arbeitete er als Gemeindereferent in Burgheim, dann als Klinikseelsorger v.a. in der Kinderklinik und jetzt als Therapeut in Fachstelle Trauer und in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Allein dieser Lebenslauf lies ahnen, wie nah Hans Schöffer bei den Menschen ist. Noch deutlicher wurde es in seiner Ansprache.
Mit dem Ziel den Zuhörern einen Perspektivenwechsel zu eröffnen und in der Überzeugung, dass eine dienende Kirche auch attraktiv ist, erläuterte er anhand von drei Beispielen aus seiner beruflichen Praxis als Kirchenmitarbeiter, wie eine dienende Kirche heute aussehen kann:
Da ist einmal der Klinikseelsorger, der den Eltern, deren Kind in der Klinik verstirbt, hilft, den unaushaltbaren Schmerz auszuhalten, sie hält, ihnen zuhört, als Ansprechpartner und Übersetzer für Familie und Klinikpersonal da ist, aber auch aktiv wird, wenn es darum geht, auf Wunsch der Eltern eine Andacht zu halten oder das tote Kind noch einmal nach Hause zu bringen.
Später in der „Fachstelle für Trauer“ in Augsburg ist er z.B. Trauerbegleiter für die Eltern eines 18-jährigen, der Suizid begannen hat, führt Gespräche mit der Familie, geht aber auch in die Schule und die Klasse und hilft bei der Vorbereitung der Beerdigung.
In der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle geht es dann um Krisenbewältigung jeglicher Art. Konkret erzählt Schöffer von einem Paar, das sich hilfesuchend an ihn wendet, weil es immer wieder auch wegen Kleinigkeiten am Streiten ist. Hier unterstützt er mit Gesprächen um einen Stimmungsumschwung und ein konstruktiveres Miteinander zu erreichen.
Um in so einem Maße dienende Kirche sein zu können, brauche es aber auch gewisse Voraussetzungen, betont der ausgewiesene Fachmann. Dabei hebt er v.a. zwei hervor: einmal genügend Ressourcen für Ausbildung, Fortbildung und Supervisionen, um fachlich auch auf der Höhe der Zeit zu sein. Und zum Zweiten eine Grundhaltung, die jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit und Besonderheit betrachtet.
Schon zu Beginn seiner Predigt definierte Schöffer Kirche nicht nur als Amtskirche, sondern als Volk Gottes, als „Laios“ – der Ausdruck von dem sich der Begriff der Laien herleitet.
„Es gibt Sakramente, die vor der Kirchentüre gespendet werden“ - mit diesem Zitat von Hans Urs von Balthasar nimmt er dann auch das ganze Volk Gottes und damit jeden Einzelnen in die Pflicht, wenn es darum geht, dienende Kirche zu sein.
Man dürfe nicht nur auf die Amtsträger schauen, jeder sei aufgefordert mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit an der Seite der Menschen zu sein und ihnen in ihrer Not beizustehen.
Mit der Aufforderung den Blick darauf zu richten, wo Kirche schon dienend ist und wo noch Luft nach oben ist, beendete Hans Schöffer seine engagierte Predigt. Es lohnt sich die gesamte Predigt hier nachzulesen.
Eingebettet war die Ansprache wie immer in eine Vesper, die von einer Männerschola unter der Leitung von Andreas Strahl musikalisch gestaltet wurde.
(Bilder von Wolfgang Böhm)