(Klaus Benz) Sechs Wandergesellen in ihrer Zunftkleidung baten am Montagabend im Kolpinghaus Neuburg um ein Quartier für eine Nacht. Durch Mundwerbung wurden sie auf diese Übernachtungsmöglichkeit aufmerksam. Da aber das Kolpinghaus derzeit komplett vermietet ist, standen keine freien Wohnräume oder Zimmer zur freien Verfügung.
Was konnten die Verantwortlichen tun?
Auf Grund der langjährigen guten Beziehungen zwischen der Stiftung St. Johannes und der Kolpinghaus-Verwaltung war es mehr als selbstverständlich zu helfen. Mit der Pflegeleitung vor Ort wurde eine machbare Lösung gefunden. Das war auch ganz im Sinne von Adolph Kolping, dem Gründer des Gesellenvereins und der späteren Kolpingfamilien.
Kurzfristig trafen sich Frau Radosevic von St. Johannes und Werner Benz von der Kolpinghaus-Verwaltung vor Ort und zeigten den Wandergesellen die Möglichkeiten auf. Die Wandergesellen baten nur um einen beheizten Raum zum Lagern mit der Möglichkeit, sich zu Waschen einschließlich eines WC. Da sie Iso-Matten dabei hatten, benötigten sie keine Betten, was die ganze Angelegenheit leichter machte.
Die Wanderburschen stammen aus Berlin, Hessen, Hannover, Braunschweig, aus der Pfalz und aus Georgensgmünd. Dieser Ort war auch Treff- und Ausgangspunkt für die sogenannte Walz. Diese dauert drei Jahre und einen Tag und sie dürfen sich in diesem Zeitraum ihrem Startort nicht mehr als 50 Kilometer nähern. Außerdem müssen sie Arbeiten in ihren Berufen als Zimmerer und Schreiner erledigen und dafür einen Nachweis in ihrem Wanderbuch führen.
St. Johannes wollte den sechs Handwerkern im Untergeschoss des Kolpinghauses den Therapieraum mit Teppichboden und sanitären Anlagen zur Verfügung stellen. Da schon seit längerer Zeit im diesem Raum eine größere Besprechung geplant war, die nicht mehr verschoben werden konnte, wurde die geplante Sitzung in das Vereinszimmer der Kolping-Familie verlegt. Dorthin wurde auch das Equipment für die Besprechung gebracht. Der vorgesehene Therapieraum war schnell ausgeräumt und zum Schlafraum hergerichtet. Die Wanderburschen kümmerten sich dann in Neuburg noch um eine abendliche Verpflegung und verbrachten dann die Nacht im Kolpinghaus. Am Morgen wurden sie von Seiten der Johannes-Stiftung mit einem reichlichen Frühstückskorb überrascht. Nach ihren morgendlichen Ritualen wurde alles wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Die sechs Wandergesellen bedankten sich recht herzlich bei ihren Gastgebern für das wohnliche Quartier und gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sie, wo auch immer, so eine Betreuung bekommen werden.
Aber auch die Kolpinghaus-Verwaltung sagte dem gesamten Team der St. Johannes-Stiftung ein dankbares „Vergelts-Gott“ für die Unterstützung bei dieser nicht alltäglichen, aber sehr christlichen Aktion.
(Foto: Werner Benz)