(Christine Jann) Die letzte Fastenpredigt der Quellenzeit 2024 stand unter dem Titel „Aus der Stille schöpfen“. Schon der Titel ließ spüren: Hier kommt man mit der einfachen Wortbedeutung nicht weiter, hier geht´s darum, tiefer zu gehen.
Das verdeutlichte auch die Lesung, die der letzten Fastenpredigt vorangestellt wurde: das Gespräch Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4.5-30). In diesem Text kumuliert das Thema der Quellenzeit: die Begegnung mit den eigenen innigsten Sehnsüchten und das Versprechen Jesu, diese Bedürfnisse stillen zu können, wenn er sagt: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.«
Wie aber können wir in unserer heutigen Zeit zu dieser Quelle kommen?
Am letzten Sonntag der Quellenzeit legte dazu Pfarrer Engelbert Birkle ein klares persönliches Zeugnis ab, ein Zeugnis für die Stille, die Stille als Quelle und Weg.
Diese Stille zeichne eine besondere Qualität aus, betonte der Weilheimer Seelsorger. Sie unterscheide sich von einem bloßen Verstummen oder der Geräuschlosigkeit oder dem Ende eines Lärms.
In diese Stille müsse man ankommen. Das könne in der Natur sein, wo eine Blume, ein erklommener Berggipfel oder ein Sonnenstrahl zu Momenten des Innehaltens und Verweilens führt. Oder es ist die Stille, wenn man ganz bei sich selbst verweilt, dem eigenen Atem und Körper nachspürt, oder wie im Herzensgebet beim Namen Jesu verweilt.
Er selbst habe diese Stille besonders kennen und schätzen gelernt, als er die kontemplativen Exerzitien im Haus Gries bei Franz Jalics besuchte – zu einer Zeit, in der er nach den ersten Priesterjahren von der Realität eingeholt wurde und spürte, dass es so nicht weitergehe. Wer sich dieser Stille öffne, spüre, dass Gott ihm hier „entgegenwartet“, dass er immer schon da ist und auf mich wartet, betonte der Exerzitienbegleiter Birkle.
Gleichzeitig wies er aber auch darauf hin, dass dieser Weg nichts mit Wellness zu tun habe. Im Gegenteil, Stille beginne da, wo Wellness aufhöre. Die Stille kostet auch was. Denn die Stille sei wie ein Spiegel, der mit der eigenen Wirklichkeit konfrontiere und damit auch mit den eigenen Wunden. Daraus erst ermögliche sich Wandel, Entwicklung und Versöhnung.
In der Stille Bilder und Vorstellungen auch von Gott hinter sich zu lassen, das Eintauchen in die Tiefe und die eigene Sehnsucht an sich ranlassen, kostet Anstrengung, aber dann geschehe aus der Stille etwas und entstehe Verwandlung.
Wie und was das wirkt, ließ der Prediger durch das Zeugnis von Alfred Delp deutlich werden. In seinen Adventsmeditationen (hier ein Auszug) von 1944, also kurz vor seiner Hinrichtung, beschreibt der Jesuit Delp, was mit der Stille wächst, die Verheißung, mit der Quelle des Lebens selbst, mit Gott in Kontakt zu kommen und wie diese Begegnung den Menschen und seinen Bezug zur Welt verändert.
Gott in sich selbst zu finden, verheißt eine tiefe Zufriedenheit und Freude.
So schließt Pfarrer Engelbert Birkle seine Predigt mit dem Verweis auf seine ganz persönliche Heilige, einer Frau, die auch im höchsten Alter, trotz eines schweren Lebens sich immer ihre Freundlichkeit bewahrt hat und von sich sagt: „Ich freue mich an mir selbst.“
(Bild: Christine Jann)